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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

Guillermo del Toro im Interview


Regisseur Guillermo del Toro packt aus!

Für sein Traumprojekt „Hellboy“ lehnte der mexikanische Regisseur Guillermo del Toro Filme wie „Harry Potter“ und eine weitere „Blade“-Fortsetzung ab. DVDROME.COM fragte den rundlichen Genrekenner nach seiner Inspiration für die Comic-Verfilmung.



DVDrome: Sind sie ein echter Comic-Freak?

Guillermo del Toro (GdT): Auf jeden Fall. Auf meinen Reisen habe ich immer einen Packen dabei. Erst gestern habe ich hier in Berlin einen Stapel Comics in der Nähe des alten Checkpoint Charlie gekauft. Donald Duck, ein paar französische Comics und auch ein paar unabhängige deutsche Comics, die mir echt gefallen haben.

DVDrome: Wie war ihre Zusammenarbeit mit dem „Hellboy“-Comic Schöpfer Mike Mignola?

GdT: Super, weil es da kein ‚Ich‘ sondern nur ein ‚Wir‘ gab. Mignola war bei der Produktion von Anfang an dabei. Er hat in den Comics ein so großes und lebendiges Universum erschaffen, dass ich ohne seine Hilfe sicher ganz leicht in die falsche Richtung geraten wäre. Er ist wirklich sehr zufrieden mit dem, was wir geschaffen haben, weil er gerne sieht, wie sich seine Ideen in anderen Köpfen weiterentwickeln.

DVDrome: Warum liegt ihnen „Hellboy“ so am Herzen, dass sie dafür Prestige-Projekte wie „Harry Potter“ sausen lassen?

GdT: Ganz einfach, weil ich die Filme mache, die ich auch wirklich machen möchte. Mein Drehbuchlehrer hat mir eins beigebracht: Mach die Filme, die dich brauchen, und nicht die Filme, die du brauchst. Du musst die Filme machen, die ohne dich nicht möglich wären. Dass habe ich bisher immer so gehalten. Die einzige Ausnahme war „Blade 2“, weil ich da ganz einfach Spaß haben und „Hellboy“ auf den Weg bringen wollte. „Blade 2“ war einfach das Werkzeug, das mir „Hellboy“ verschafft hat. Keiner der Hollywoodproduzenten hat sich meine anderen Filme angesehen und gesagt: „Na klar, gebt dem Typen ‚Hellboy‘.“ Eine Woche nach dem erfolgreichen Start von „Blade 2“ kam aber sofort das grüne Licht für „Hellboy“.

DVDrome: Glauben sie, dass die Welt einen Helden wie „Hellboy“ brauchen könnte?

GdT: Ich glaube nicht, denn die große Geschichte in „Hellboy“ ist ja die Sache, dass wir durch unsere alltäglichen Entscheidungen die werden, die wir sind. Und Hellboy ist ebenfalls der, für den er sich letztlich entscheidet zu sein. Die Griechen haben da den Spruch, dass man keine gute Regierung sondern gute Bürger braucht. Wenn du selbst ein gerechter und guter Typ bist, dann wird es deinem Umfeld besser gehen. Ich denke nicht, dass die menschliche Gesellschaft friedlich und perfekt sein kann. Unsere animalische Natur wird eben immer da sein.

DVDrome: Sie haben nach „Blade 2“ zum zweiten Mal in Prag gedreht. Wie war denn das?

GdT: Es waren wirklich brutale Dreharbeiten. Wir haben insgesamt 117 Tage gedreht. Wir mussten fast vier Wochen im Freien unter extrem kalten Temperaturen und mit Regen arbeiten. Das war echt der härteste Dreh, den ich je hatte. Da gab es auch kein zweites Drehteam. Alle Aufnahmen im Film stammen nur von meiner Crew. Allein das zu überstehen, war härter als gewöhnlich.

DVDrome: Waren sie sehr stark mit dem Design der Figuren und Monster beschäftigt?

GdT: Ich habe für jeden Film, den ich mache, so kleine Notizbücher (zückt ein lederner Büchlein mit Verzierungen aus dem Nichts hervor). Das hier ist eigentlich für meinen neuen Film (Anm. eine Fortsetzung zu dem Meisterwerk „The Devil’s Backbone“) und da zeichne ich unter anderem meine Designs hinein. Ich habe schließlich fünfzehn Jahre lang selbst Special Effects und Skulpturen-Modelle für Filme gemacht. Bei mir wird’s schwierig, wenn es um die Mechanik von solchen Puppen geht. Da machen sich die Make-Up Leute dann immer lustig über mich und fragen: „Du willst bewegte Nasenlöcher haben?“ Die Kreaturen müssen ja atmen und dann bewegt sich eben alles, weil es lebendig sein soll. Aber damit beschäftigen sich diese Jungs eben nicht. Das sind so Kleinigkeiten, um die ich mich kümmere, die sich dann aber auch auf der Leinwand auszahlen.

DVDrome: Würden sie gerne auch mal was anderes als phantastisches Kino machen?

GdT: Ich würde gerne mal einen Kriminalfilm drehen. Etwas mit Mord und Totschlag, dass keine Konzessionen an gute oder böse Menschen hat. Ich liebe die Filme von Sam Fuller. Er hat eine wirklich knallharte Seite. Auch Tarantino hat das drauf, aber ich möchte so etwas machen, ohne das es “Hip” ist. Aber bisher habe ich noch keine Geschichte dafür gefunden.

27.01.2005

Kay Pinno.


“Bud Spencer und Terence Hill Filme sind klasse. Die haben die besten Fights!”

Guillermo del Toro.